Majuli ist seit fünf Jahrhunderten Heimat einer einzigartigen Form des Vaishnavismus, der dem Hinduismus und spezifisch dem Glauben an den Gott Vishnu als allmächtigstes Wesen zugeordnet wird. In vielerlei Hinsicht sind die Anhänger des Neo-Vaishnavismus, der auf Majuli praktiziert wird, einzigartig: Sie praktizieren nicht das Kastensystem, sondern fordern die Gleichstellung aller – auch die zwischen Mann und Frau. Sie fordern auch Gewaltlosigkeit. Tiere jeglicher Art zu verletzen, ist ihnen ein Gräuel. Auf Majuli gibt es derzeit noch 22 Klöster, die als Sattras bezeichnet werden, die die Religion praktizieren. Der Nahmgar in den einzelnen Dörfern ist letztendlich eine Art Minireplika eines Sattras.
Auch kulturell gesehen ist Majuli eine sehr vielfältige Insel. Das Ankiya nat ist eine spezielle Theaterform des Neo- Vaishnavismus auf Majuli. Mit dem Theater sollen religiöse Botschaften an die Zuschauer übermittelt werden. Auch der berühmte Sattriya Tanz der Mönche ist ein Teil der Theateraufführung. An Festtagen wird das Ankiya nat sowohl von Mönchen als auch von Dorfbewohnern aufgeführt. Auf bildreiche, farbenprächtige und kreative Art werden mit dem Theater alte Götterlegenden den Zuschauenden übermittelt.
Auch die Handwerkskunst auf Majuli folgt einem hohen Standard. Über die Jahrhunderte wurde hier die Kunst der religösen Manuskriptillustration immer weiter verfeinert und heutzutage gibt es drei unterschiedliche, kunstvolle Illustrationsstile. Aus Bambus oder anderen Holzsorten werden kleine Figuren geschnitzt oder handgefertigt. Außerdem werden religiöse Holzmasken geschnitzt und bemalt. Auch das Töpferhandwerk und die Weberei sind charakteristisch für Majuli. Da Majuli lange das Herz und die kulturelle Wiege der Zivilisation der Provinz Assam war, ist dieser Einfluss auch heute noch in dem Kunsthandwerk der Einwohner zu spüren.